Ein Abend mit Christoph Hammel und Andreas Etienne
Wenn Christoph Hammel nach Bonn kommt, ist Zurücklehnen keine Option. Auch diesmal legte der Pfälzer Winzer und geborene Entertainer im Design Offices Bonn-Hauptbahnhof einen fulminanten Auftritt hin – wortreich, pointiert und mit jeder Menge gutem Wein im Gepäck. Vom Gutswein bis zu charakterstarken Lagenweinen führte er das Publikum quer durch das Programm seines Weinguts, garniert mit Einblicken in die tieferen Geheimnisse des Weinmachens und -verkaufens.

© Volker Lannert
Tour de Force mit Hammel & Etienne
Von der ersten Minute an war klar: Christoph war in Redelaune. Seine Geschichten aus der Pfalz, Anekdoten aus dem Winzeralltag und klare Meinungen zu Trends in der Weinwelt sorgten für Lacher und Aha-Momente im Saal. Höhepunkte der Verkostung waren das brandneue „Alterswerk“ des Winzers, der mit „The Return of the Dorfbub“ gängige Konventionen und Marktzwänge über Bord geworfen hat.
Aus zu Unrecht an den Rand des Rebenspektrums verbannte Sorten – Müller-Thurgau, Scheurebe und Kerner – kombiniert er im „Dorfbub“ zu einem süffigen Speisenbegleiter mit Tiefgang, den er als Konzession an die üppige Pfälzer Lebensfreude in Literflaschen abgefüllt hat. Zum Abschluss gab es dann „den schlechtesten Rotwein, den wir je gefüllt haben“, und der dann natürlich gar nicht schlecht war. Mit einem ordentlichen Anteil Cabernet im Lagen-Spätburgunder und einer Komposition aus vermählten Stahltank- und Holzfass-Chargen zeigte sich der 2021er Kleinkarlbacher Herrenberg von seiner besten Seite.

Rheinische Gelassenheit als Konterpart
Konter aus Bonn kam von Kabarettist Andreas Etienne, der den „Weinvulkan“ aus Kirchheim an der Weinstraße noch bestens vom ersten gemeinsamen Abend kennt. Mit rheinischer Gelassenheit und trockenem Humor setzte er dem Pfälzer Original eigene Pointen entgegen – ein herrliches Ping-Pong zweier wortgewaltiger Charaktere.
Ein Höhepunkt: Eine spontane Runde Impro-Theater, in der die beiden kurzerhand die Rollen tauschten. Plötzlich mimte Etienne den Winzer, der sich die bildreichen Aromen-Ergüsse des Wein-Connaisseurs Christoph gefallen lassen musste. Das Publikum hatte sichtlich Spaß daran, wie die beiden ihre Klischees genüsslich auf den Kopf stellten.

Andreas Etienne im „Unruhestand“
Ganz nebenbei gab Andreas Etienne Einblicke in seinen „Unruhestand“. Allzu lange, so erzählte der frühere „Springmaus“-Chef, habe er den Abschied von der Bühne nicht ausgehalten. Auch ein soziales Engagement allein konnte die Lücke nicht füllen. Inzwischen steht er wieder dort, wo er hingehört: auf der Bühne der Springmaus. In seinem aktuellen Programm „Ludwig – Ich hör’ wohl nicht recht?!“ verleiht Etienne dem größten Sohn Bonns Gestalt und Stimme. Das weinaffine Publikum bekam eine exklusive Kostprobe: Ein Dialogausschnitt aus dem Programm, der im Design Offices für gespannte Stille, schallendes Gelächter – und reichlich Applaus sorgte und nebenbei die Frage klärte, was den Maestro in Wien dahingerafft hat. Lange wurde der mit Bleisalzen „geschönte“ Wein verdächtigt, doch Etienne wusste: „Die Fische waren es!“ Denn was in der Zeit der beginnenden Industrialisierung aus dem Wasser gefischt wurde, war leider reich an Schwermetallen und anderen Giften, wie man heute weiß.
Gastgeber mit Kulturmission
Auch Gastgeber Enrico Nafe, Community Manager der Design Offices Bonn-Hauptbahnhof, zeigte sich begeistert: „Dieser Abend wird mir noch lang im Gedächtnis bleiben!“ Er freute sich, dass sein Haus mit dem Weinabend einen Beitrag zum kulturellen Leben der Stadt leisten konnte. Die moderne Location, die lässige Atmosphäre und das neugierige Publikum bildeten den idealen Rahmen für diesen besonderen Mix aus Weinprobe, Kabarett und spontaner Bühnenkunst.
Wein, Witz – und ein Herzenswunsch
Neben Genuss und Unterhaltung kam auch das Gute nicht zu kurz: Die Malteser durften sich über eine großzügige Spende zugunsten ihres Projektes „Herzenswunsch-Krankenwagen“ freuen, die das Publikum im Laufe des Abends sogar noch aufstockte. Der Moderator des Abends, Andreas Archut, der ehrenamtlich bei den Maltesern aktiv ist, berichtete von dem sinnstiftenden Dienst, der es Schwerstkranken ermöglicht, oft ein letztes Mal zu reisen – etwa ans Meer, zu einem Lieblingsort oder zu einem wichtigen Menschen. Viele Gäste zeigten sich sichtbar berührt und unterstützten die Aktion mit einem Beitrag.
„Mehr geht nicht!“ – Hammels Fazit
Am Ende des Abends war die Stimmung auf dem Höhepunkt, Gläser und Köpfe gut gefüllt – mit Eindrücken, Geschichten und jeder Menge Spaß. Christoph Hammel brachte es in seinem Resümee auf den Punkt: „Tolle Leute, großartige Location und ein echt super Publikum – mehr geht nicht! Immer gerne wieder!“
Dem ist aus Sicht von wasmitwein.de nicht viel hinzuzufügen – außer vielleicht: Wir freuen uns jetzt schon auf die nächste Runde mit dem Dorfbub.










